POESIE UND ZITATE

 von Alexander Günsberg

Das Lied von Babi Yar
(geschrieben für Avitall Gerstetter)

 

Wo sind sie geblieben,

unsere Brüder von Babi Yar?

 

Wo sind sie begraben,

unsere Schwestern von Babi Yar?

 

Wer stillt ihre Tränen,

die Tränen von Babi Yar?

 

Wer tröstet ihr Leid,

das Leid von Babi Yar?

 

Fünf war Gala Herman,

Sie starb ohne den Kuss der Mutter, in Babi Yar.

 

Neun war Anna Glinberg,

sie kehrte heim ohne die Hand des Vaters, in Babi Yar.

 

Zwölf war Yenta Feldmann,

sie fiel in die Grube ohne Worte und Wärme, in Babi Yar.

 

Dreizehn war Anyuta Lifshitz,

sie verlor das Leben, bevor es begann, in Babi Yar.

 

Galas lockig-schwarzes Haar,

es verblich in Babi Yar.

 

Annas wache Augen,

sie schlossen sich in Babi Yar.

 

Yentas helle Hoffnung,

sie verlor sich in Babi Yar.

 

Anyutas Glanz und Zuckermund,

sie verschwanden in Babi Yar.

 

Die Mörder nahmen ihnen Eltern und Ehre,

in Babi Yar.

 

Die Mörder nahmen ihnen Leben und Zukunft,

in Babi Yar.

 

Doch nicht alles konnten sie ihnen nehmen,

in Babi Yar.

 

Ihren Geist, ihren Stolz und ihren Mut, er lebt weiter,

nicht in Babi Yar.

 

Wo sind sie geblieben, Gala, Anna, Yenta und Aniuta?

Nicht in Babi Yar.

 

Wo ist Galas lockig-schwarzes Haar?

Nicht in Babi Yar.

 

Wo sind Annas wache Augen?

Nicht in Babi Yar.

 

Wo ist Yentas helle Hoffnung?

Nicht in Babi Yar.

 

Wo ist Aniutas Glanz und Zuckermund?

Nicht in Babi Yar.

 

In uns leben sie weiter, Gala, Anna, Yenta und Aniuta,
nicht gestorben sind sie in Babi Yar.


Das Spiel des Lebens

 

So soll es sein,

sagt uns die Moral.

Ist nur alles Schein,

spricht der Sünde Qual.

Wer wohl bleibt Sieger

im Spiel des Lebens,

das oft und immer wieder

uns weist den Weg - vergebens.


Mir wird schlecht, wenn ich höre, wie heuchlerisch die Politik dieser deutschen Regierung gegenüber Israel und den Juden ist. Judenfeindschaft im Mantel des Wohlwollens.

 

Aus der Korrespondenz mit Dr. Sonja Bullmahn, als Deutschland Israel sieben Mal in der UNO wegen seiner Verteidigung gegen 400 Raketenangriffe aus Gaza auf jüdische Zivilisten in 2 Tagen verurteilt, ohne die Angreifer auch nur zu erwähnen, während die Kanzlerin und der deutsche Aussenminister jüdische Auszeichnungen in Berlin entgegennehmen.


Juden gehören zu Deutschland, nicht aber das Judentum. Es findet weder Boden nich Halt in Germania. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen von Gut und Böse.

Aus der Korrespondenz mit Isabel Gottschalk.


Liebe Avitall,

 

Unsere Bücher, Lieder, Filme und Vorträge sind Blumen in der Wüste, die niemand begiesst. Sie verwelken, versinken im Sand und hinterlassen kaum Spuren. Trotzdem müssen wir sie immer wieder aufs Neue pflanzen, um der Welt zu zeigen, dass es nicht nur Sand auf unserem Planeten gibt. Das einzige Land, das die Wüste in einen blühenden Garten verwandelt, ist Israel. Deswegen bekämpfen es Sandflöhe, Skorpione und Echsen aller Art. Sie leben in der Wüste und hassen die Blumen.

 

Meine allerherzlichsten Grüße! 

 

Aus der Korrespondenz mit Avitall Gerstetter, deutsch-jüdische Sängerin

 


Du bist der Prüfstein für die Welt

und doch am meisten selbst geprüft.

 

Aus dem Gedicht 'Du Volk der Juden', veröffentlicht 1973 in der Jüdischen Rundschau Makkabi 


Gleichnis zu Joachim Ringelnatz

 

Der Ringelnatz gleicht einem Schnatterspatz.

Er lacht und pfeift und krächzt,

von früh bis spät er in den Gassen lechzt.

Und wenn er dann mal müde stribt,

so fehlt er uns ganz fürchterlich.


Herbst

 

Leise säuselt der Wind,

umspielt das lesende Kind.

Alleine sitzt es da, doch nicht verlassen,

das Paradies hat's eingelassen.

Es sieht die Blätter nicht, die fallen,

hört den Wind nicht in den Hallen.

Die Welt ringsum, sie ist nicht mehr,

dafür der Himmel ach so sehr !


Oft ist es nicht die Unkenntnis über eigene Unzulänglichkeiten, die Menschen in den Abgrund reisst, sondern der Unwille, sie sich einzugestehen.

Aus dem Roman 'Mischa Turow' - oder die mörderische Suche nach Liebe'


Allwissend ist zum Glück niemand. Perfektion wäre das Ende allen Strebens. Nur die Unvollkommenheit gibt dem Menschen die Möglichkeit, sich bewähren und zu verbessern. 

Aus der Korrespondenz mit meiner Tochter Vivi Blum


 Eine Niederlage, schon gar nicht im Schach, ist keine Blamage. Nur an Niederlagen wächst der Mensch. Siege machen stolz, eitel und selbstsicher und verbauen die Sicht auf die wichtigen Dinge des Lebens.  

Aus der Korrespondenz mit Edith Kuonen, die wegen ihres Bekenntnisses zum Judentum ihre Stelle als Religionslehrerin im Oberwallis verloren hat.


Die Phantasie ist die höchste Stufe der Wirklichkeit. Sie bewirkt mehr als die nackte Schilderung der angeblichen Realität. Sie kann missbraucht werden, als Propaganda oder zur Durchsetzung des Bösen. Wenn sie aber von guten Geistern kommt, kann sie dem Guten zum Durchbruch verhelfen. Heute geht es darum, die Thesen der Religionsfanatiker zu bekämpfen. Als Autoren haben wir die Pflicht dazu!
Aus der Korrespondenz mit Michael Guggenheimer, Autor und Publizist


So gross ist die Kraft der Berge und der Herzen, dass ihr selbst Familienbande nicht zu trotzen vermögen.

Aus der Anthologie 'Die Liebe der Johanna zu David und Mohammed'


Hundert Wüsten bin ich durchwandert,

in tausend Himmel aufgestiegen,

deinen Blick auf mich zu lenken,

deinen Traum, an mich zu denken.

 

Trunken war die Nacht der Sehnsucht,

Ungeduld in meiner Seele tiefstem Grund.

Aus dem Schlaf der Sinne hast Du geweckt,

was meines Herzens höchstes Streben war.

 

Aus der autobiographischen Erzählung 'Sieben Ansichtskarten', frei nach einem Gedicht von Menga Juon:

 

J`ai traversé cent déserts

pour arriver au jardin de tes yeux

Je suis montée dans mille cieux

avant d`apercevoir ta lueur inapaisée

 

La nuit était ivre de mes lamentations

quand soudain ta voix faisait trembler mes temps

L'éclair de ta présence éveillait mes sens

qui somnolaient au lit de paresse d'ici.


Verwirrte Gefühle

 

Gedanken, Erinnerungen, Zeit, die vergeht, Vergangenheit lebendig, Gegenwart flüchtig, Zukunft, was bringst du? War es gestern, ist es heute, was zeigen mir die Zeichen an der Wand? Sind es Träume, Schimären, Luftgebilde, Hoffnung vage? Oder ist es Leben, echt und frisch und neu? Wird es in mir blühen oder bluten? Nur der Wind kann’s weisen, in die Richtung, in die er bläst.

 

Aus einem Beitrag für eine Jugendzeitschrift 1967


Das war eine Zangengeburt. Dafür ist das Neugeborene aber ein Wunderkind!

 

Nostalgie ist eine Alterserscheinung. Je älter man wird, desto mehr kehren die jungen Jahre zurück.


Aus der Korrespondenz mit S.C.


Für mich ist Judentum unendliche Vielfalt an Geschichte und Geschichten und schicksalhafte Verbundenheit mit all denen, die dasselbe wie wir erlebt haben und denen eine Träne ins Auge steigt, wenn sie 'A jiddische Mame' hören.

 

Poesie ist die Melodie des Denkens.

 

Auf steinigem Boden wächst der beste Wein.

 

Vergeuden wir die Zeit, die uns in dieser Welt noch bleibt, nicht mit langweiligem und mittelmässigem Geschreibe.

 

Ich schreibe Bücher, um möglichst vielen Menschen meine Gedanken näherzubringen, nicht durch Belehrung, sondern durch Faszination. Im Gewand einer spannenden Geschichte verbreiten sie sich besser als im Mantel der Philosophie.

 

In den meisten Fällen übertrifft die Realität die Fantasie bei Weitem. Nur wer sie erkennt, kann sie beschreiben.

 

Auch der grösste Fluss entspringt einer kleinen Quelle. Jeder Tropfen aus ihr speist die Welt.

 

Lichtig und Nächtig treffen sich bedàchtig.

Chochme und Gewire machen sie verdächtig.

Nu schoin, was trachst'de?

fragt Lichtig Chawer Nächtig.

Und di, wusche machst'de?

antwortet er auf Jiddisch prächtig.

 

Nichts ist betrüblicher als der Gedanke, dass es früher besser als heute war oder als es morgen sein wird.

 

Als Schriftsteller betrachten wir die Welt anders als Journalisten und berichten nicht nur, was die Augen uns zeigen und der Kopf uns sagt, sondern auch, was die Seele uns einflüstert. 

 

Du hast eine Gabe zu schreiben und Dinge auszudrücken, die von Gott kommt. Mit drei Worten, die nicht zusammenzupassen scheinen, sagt du tausend Sachen, die zusammengehören. 

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht darauf ankommt, ob jemand Italiener, Araber oder Jude ist. Keiner kann etwas für seine Herkunft, jeder aber kann etwas für seine Worte und Taten! 

 

Du weisst, wie Gott Böses und Gutes vergilt. Böses bestraft er in einer Generation, Gutes belohnt er in hundert Generationen. Vielleicht zehren wir Juden deshalb immer noch vom Lohn unserer Vorfahren und vielleicht sind deshalb die Kinder unserer ehemaligen Feinde zu Freunden geworden. Doch Frohlocken ist nicht angezeigt, denn immer neue Feinde stehen gegen uns auf. Besiegen aber können sie uns nicht, denn der Geist ist stärker als das Schwert!

 

Schöne Frauen sind wie Skylla und Charybda. Sie ziehen dich magisch an, nur um dich in den Abgrund zu reissen.

 

Bei uns in der Provinz gibt es leider keine Philharmonie, nur gute Luft und schlechte Menschen. Aber Spass beiseite, das Leben ist viel zu kurz, um immer ernst zu bleiben. 

 

Aus dem Grab lächelt der Meister nur, wenn viele um ihn weinen.

 

Wir müssen unsere Bücher in Deutschland als Samen ansehen, die in amerikanischer Erde aufgehen.

 

Hier sind wir Rufer in der Wüste, dort ruft uns die Wüste, die zum Garten der schönsten Blumen erblüht ist.

 

Drei Geistesblitze an einem Abend. Von Lessing bin ich aber noch weit entfernt. In seinem 'Nathan' ist jeder Satz ein Wunderding!

Unser jüdisches Erbe ist so reich, dass es Geschenk und Bürde zugleich ist, Man durchschwimmt ein uferloses Meer des Wissensschatzes, des Staunens und der Neugier und je weiter einen die Arme tragen, desto weiter will man schwimmen. Irgendwann aber merkt man die Müdigkeit und kann nicht weiter.

 

Man hat im Leben viel falsch gemacht, aber das Schlimmste ist, es zu erkennen.

 

Eingebungen sind Genieblitze des Augenblicks. 

 

Gerade weil Sprache unlogisch ist, verlangt sie umso mehr Genauigkeit. In der Mathematik ergibt Ungenauigkeit nur ein falsches Resultat, das ohne Folgen bleibt. In der Sprache aber richtet Ungenauigkeit enormen Schaden an, weil Sachverhalte verkannt, oft gar ins Gegenteil verkehrt werden. Hitler und Goebbels waren die besten Beweise dafür.

 

Aus der Korrespondenz mit Nea Weissberg, Autorin und Verlegerin, Lichtig Verlag Berlin


Von der Verfolgung von Juden und Jüdinnen zu sprechen, ist blanker Unsinn und schadet wegen des darin enthaltenen Untertons dem Anliegen der Frauen mehr als es ihm nützt. Antisemitismus macht keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Juden insgesamt sind die Zielscheibe des Judenhasses, nicht jüdische Frauen oder jüdische Männer. Feminismus ist da fehl am Platz. Es ist etwa so, wie wenn man im Krieg den Naturschutz vor den Schutz der Menschen stellen würde. Beides sind berechtigte Anliegen, doch wenn Du im Krieg mehr auf die Bäume als auf die Menschen achtest, hast Du am Schluss nur noch Bäume, aber keine Menschen mehr!

 

Aus einem Schreiben an den Lichtig Verlag, mit dem ich ihm meine  Erzählsammlung -13- entziehe.


Das fehlerlose Buch gibt es nicht, ebenso wenig wie Perfektion, auf welchem Gebiet auch immer. Schon allein der Gedanke an Perfektion lässt einen erschaudern. Es sind gerade die Fehler, die uns anziehen, an Frauen, an der Natur, an Schachpartien, an der Kunst.

 

Die Welt käme zum Stillstand, wenn es nichts mehr zu verbessern gäbe.

 

Phantasie ist die Erinnerung an die Zukunft.

 

Unrecht zu haben, ist manchmal gar nicht so schlecht.

 

Deutsche Dichter haben die längsten Sätze von allen geschrieben. Bei Goethe gibt es Sätze, da erinnerst Du Dich am Ende nicht mehr an den Anfang und in 'Joseph und seine Brüder' von Thomas Mann geht ein Satz über eineinhalb Seiten!

 

Judentum hat tausend Facetten.

 

Auch ich stehe heute dem orthodoxen Judentum kritisch gegenüber. Bin ich deswegen das schwarze Schaf oder der weisse Engel in meiner Familie? Lassen wir das den lieben Gott entscheiden.

 

Das beste am orthodoxen Judentum finde ich, dass es Menschen wie Ph. L. und viele andere, die ihm ähneln, hervorbringt. Es ist die Quelle, aus der unser Geist sprudelt.

 

Zumindest etwas gefällt mir an der Chabad-Bewegung gefällt: die jüdischen Geschichten, die sie in die Welt setzen. Sie sind ein Teil des Schatzes, aus dem ich schöpfe.

 

Wie gesagt, ich bin heute nicht mehr religiös, sondern mit jüdischem Geist offen für alles Gute und Schöne in der Welt, ohne dabei das Böse und Hässliche zu vergessen.

 

Bei diesem Buch geht es mir nicht um finanziellen Gewinn. Mein Verdienst - hoffentlich im doppelten Sinn des Wortes- soll in der Freude und im Glück der Leser und Zuhörer liegen, wenn die Geschichten des Buches in ihre Herzen und in ihre Seelen dringen. Vielleicht ist das die Mitzwe, die mir trotz all meiner Sünden einen kleinen Platz im hintersten Winkel des Olam haba sichert.

Die 'Akte Eisenstadt' wird dir sehr gefallen. Jedem Zionisten lacht das Herz, wenn er sie liest, auch wenn das Auge weint.

 

Obwohl ich Lehrer war, fühle ich mich mehr als Lernender denn als Lehrender.

 

Wer zu lernen aufhört, ist tot, bevor er im Grab liegt.

 

Die meinen, etwas zu beherrschen, was sie nicht kennen, sind wie Ochsen vor dem Karren. Zwar ziehen sie ihn, werden aber von anderen gelenkt und wissen nicht, warum oder wohin sie ihn ziehen und was sich in ihm befindet. Sie glauben, nur weil sie den Karren ziehen, wüssten sie alles von ihm. In Wirklichkeit aber sind sie nur willfährige und einfältige Werkzeuge anderer.

 

Alle meine Geschichten, seien es Romane, Novellen oder Kurzgeschichten, spielen an den verschiedensten Orten der Welt und im realen Umfeld der Gegenwart oder der Vergangenheit. Ich nehme meine Leser auf eine Reise in fernste Ort mit und oft in eine Zeit, von der die Wenigsten Ahnung haben. Da

ich keine Kamera habe und der Leser keine Enzyklopädie neben dem Buch liegen hat, muss ich die geographischen und historischen Beschreibungen als Rahmen oder Hintergrund um die Handlung legen. Gerade diese Einbettung in die Realität macht die Geschichten faszinierend und glaubhaft.

 

Nicht Gott hat die Menschen geschaffen, der Mensch hat Gott erschaffen.

 

Judentum ist für mich der Ursprung meiner geistigen Existenz und eine ständige Quelle der Bereicherung, nicht aber Beten aus Pflicht- oder Traditionsbewusstsein.

 

Aus der Korrespondenz mit Nea Weissberg, Autorin und Verlegerin, Lichtig Verlag Berlin 


Ich sende Ihnen schon mal meine bis auf Haut und Knochen abgespeckte Mini-Biografie. Ohne Titel, aber mit den Leerschlägen hat sie 691 Zeichen. Natürlich könnte ich sie noch weiter kürzen und einfach nur meine Telefonnummer notieren. Dann muss der gestresste Buchhändler nichts lesen, sondern kann anrufen, wenn er etwas über mich wissen will!

 

Ein paar meiner Satiren habe ich auf meiner Internetseite veröffentlicht. Ich befürchte jedoch, dass die, die sie hören sollten, sie nicht hören, und die, die sie hören, nicht auf sie hören.

 

Das sind Eigenheiten der heutigen deutschen Literatur, die sich ebenso gewandelt hat wie die deutsche Sprache selbst. Nur eines lasse ich mir nehmen, den Schreibstil der, wie ich sie nenne, Wiener Vornazizeit. Franz Werfel, Stefan Zweig und Joseph Roth sind meine Vorbilder. Der grösste von allen ist für mich jedoch eigenartigerweise ein Schweizer, obwohl ich mich mehr als österreichischer denn als Schweizer Schriftsteller sehe. Sie haben sicher erraten, wen ich meine, nämlich Friedrich Dürrenmatt. Es ist fast nicht zu glauben, dass ausgerechnet ein Schweizer derart wunderbare deutsche Texte schreiben konnte, wo doch in der Schweiz die deutsche Hochsprache zu einem wortarmen Gekauze verkommen ist. Ich könnte das noch verstehen, wenn sich die Schweizer wenigstens darauf einigen könnten, aus ihren wunderbaren Dialekten, die viel reicher als das Schweizer Hochdeutsch sind, eine eigene Hochsprache zu machen. Dem aber steht der berühmt-berüchtigte Schweizer ‘Kantönligeist’ im Weg. Jeder Kanton, ja jede Stadt und jedes Dorf der Eidgenossen besteht mit eisernem Dickschädel darauf, seine Mundart zu behalten. So wachen zum Beispiel die Basler eifersüchtig darauf, dass ja kein Kind in einer Basler Schule oder in einem Basler Sportverein ‘Chriesi’ statt ‘Kirsi’ sagt, weil die Zürcher Kirschen als ‘Chriesi' bezeichnen.

 

Wer nicht an Unmögliches glaubt, macht es nicht möglich, könnte man in Abwandlung des berühmten Satzes von Theodor Herzl sagen!

 

Aus der Korrespondenz mit Dr. Manfred Hiefner, Münster Verlag Basel


Du bist der Prüfstein für die Welt

- und doch am meisten selbst geprüft. 

Aus dem Gedicht 'Das Volk der Juden', erschienen 1975 in der Jüdischen Rundschau Schweiz


Ein richtiger Chef weiss alles und beherrscht alles in der Firma. Das ist das Erfolgsrezept nicht nur der Rothschilds oder der grossen japanischen Industriellen Toyota, Honda und Suzuki. Auch die notorischen Antisemiten Henry Ford, John D. Rockefeller und Fritz Thyssen hatten es begriffen.

 

Niemand anders als wir selbst kann Israel zerstören und ohne Israel kehren wir in die Recht- und Schutzlosigkeit und ins Pariadasein zurück, in dem wir uns vor 1948 befunden haben. Unseren grossen arabischen Brüdern kann die Zerstrittenheit nichts anhaben, uns kleinen Juden aber kann sie das Leben kosten.

 

Wieder auf Weltreise, lieber YK? Bringen Sie den Bericht bitte, solange ich noch im Olam hase weile. Im Olam haba macht ein anderer Werbung für meine Bücher.

Aus der Korrespondenz mit Yves Kugelmann, Chefredaktor der Zeitschrift 'Tachles'

(Das 'Olam hase' ist die jüdische Bezeichnung für das Diesseits, das 'Olam haba' für das Jenseits.)


Nochmals ganz herzlichen Dank für die Übersendung der Ausgabe 2/2017 Deiner Zeitschrift Exil. Je mehr ich darin blättere und lese und je tiefer ich ins Geschriebene eindringe, desto berührter bin ich. Nirgendwo anders sind solch fundierte und auf persönlich Erlebtem fussende Berichte über das deutsch-jüdische Exil von 1933 bis 1945 zu finden. Jede Seite bietet mir Ideen für neue Bücher. Ich befürchte nur, dass mir der liebe Gott nicht mehr die Zeit lässt, sie alle zu schreiben. 

 

Man könnte unsere Gespräche mit einer Wiese vergleichen. Tausend Blumen und mehr gibt es ihn ihr. Jede ist anders, jede hat ihre Eigenheit, jede will der Sonne am nächsten kommen und jede will die Schönste sein. Irgendwann aber, vielleicht wenn ihnen eine Biene den Samen der anderen bringt, erkennen sie, dass sie alle zusammengehören und nur dazu da sind, um die Schönheit einer Wiese zu bilden. So ist auch in einer Jeschiwe. Obwohl ich nur ein Sommersemester darin verbracht habe, dieses schon Jahrzehnte zurückliegt und ich das meiste Religiöse aus den mitgenommenen Lehren entfernt habe, so habe ich dort doch erkannt, dass einzelne Perlen der Weisheit nichts sind. Nur zusammen bilden sie die Kette, die man Erkenntnis nennt. Zehn Stunden alleine über etwas nachzudenken bringt weniger als zehn Minuten mit jemand darüber zu diskutieren, dessen Geist dem deinen ebenbürtig ist. Man nennt das Chevrusse-Lernen. Nur damit findet man die Haloche. 

 

Nichts befriedigt mich mehr als die Arbeit an einem Werk. Doch wenn es fertig ist, falle ich in ein Loch der Erschöpfung. Nur mit einer neuen Arbeit kann ich mich daraus retten. Deswegen schreibe ich immer weiter, so lange, bis mir der liebe Gott die Feder aus der Hand nimmt.

 

Aus der Korrespondenz mit Dr. Edita Koch, Exil-Verlag, Bundesverdienstkreuzträgerin und Trägerin des höchsten Ordens der tschechischen Republik


Damit Sie rascher genesen, sende ich Ihnen eine kleine Kostprobe aus meinem Buch 'Der Sandmann', ein Schmankerl, wie man in Wien sagt.


Eine mitreissendere Geschichte, die die Botschaft der heilenden Selbsterkenntnis transportiert, habe ich nie geschrieben. (Über den Roman 'Tanz der Vexiere')

 

Gott ist in uns, nicht irgendwo im Himmel.

 

Manchmal muss man nach literarischen Betrachtungen auch schmunzeln, besonders sonntags, bevor man auf den Berg geht.

 

In Italien habe ich schon oft mein Herz verloren - an Freunde, Städte, Sänger und Köche - nicht an das, was Sie meinen.

 

Falls Ihre geselligen Leguane Schach spielen, können Sie sie gerne zu uns in den Club bringen, Aber bitte erst nach der Fütterung.

 

Machen Sie es nicht so wie ich und heiraten fünf Mal, bis es endlich hält.

 

Aus der Korrespondenz mit Günter Bucher, Bucher Verlag Hohenems


Der grosse Freud, Entschlüssler der menschlichen Psyche, hatte einst gemeint, in jeder Angst stecke die Furcht vor dem Tod. In Alfreds Angst aber sass tiefverwurzelt die Furcht vor dem Leben.

 

Würden Eulen von einer Maus lernen können oder würden sie auf dem hohen Ast sitzenbleiben, alles von der Erde unter ihnen sehen, nichts aber von der Welt in ihrem Inneren?

 

Sie fuhren durch eine märchenhafte Dunkelheit, die vom weissen Rund des Monds und vom Glitzern von Myriaden Sternen und Galaxien erleuchtet wurde. Nur die schwarzen Löcher über ihnen sahen sie nicht, die alles verschlingend auf die warteten, die ihnen zu nahe  kamen.

 

Der Wind, der ihm gestern noch den Ausweg aus der Not gewiesen hatte, trieb ihn jetzt in den Tod.

 

Ein dicker Käfer fiel auf seinen Kopf, krabbelte zwischen den Augen durch, an der Nase vorbei zu den Lippen, fiel in seinen Mund. Er spürte die Testfühler auf der Zunge, biss auf das Vieh. Laut knackend brach der Panzer auf, entliess eine bittere, gallertartige Flüssigkeit. Angewidert spuckte er sie aus.

 

Je länger sie gemeinsam aufs Meer hinausblickten, desto mehr wurden sie sich bewusst, dass sie nicht Feen, Elfen und Meerjungfrauen sahen, die auf dem Meer tanzten. Es waren ihre eigenen Seelen, die Jubelsprünge und Freudenreigen vollführten. Für einmal waren sie den Gefängnissen ihrer Physis entwichen, zeigten sich ihnen jauchzend und strahlend. Die Macht der gegenseitigen Anziehung hatte sie aus der Enge befreit, in die sie eingeschlossen gewesen waren. Die Kraft, die aus ihrer Verbundenheit entstanden war, hatte sie ins helle Licht der Nacht getrieben. Die Inbrunst der Leidenschaft, die sie füreinander entwickelten, liessen sie vor Alfreds und Astrids Augen ein Stück aufführen, das kein Bühnendichter besser hätte verfassen können. Es war der Tanz der Vexiere, den sie sahen, ihrer Vexiere, zum ersten und nicht zum letzten Mal in ihrem Leben. Dieser eine Augenblick wurde zur Ewigkeit für sie. Alles erlebten sie in ihm, was sie nie erfahren hatten, wonach sie sich immer gesehnt und worauf sie immer gehofft hatten, und der Augenblick nahm kein Ende. Inmitten der grössten Gefahr, auf einem kleinen Schiff im unbekannten Ozean, viele tausend Kilometer von dem entfernt, was ihre Heime gewesen waren, Erlebnisse hinter sich, die schrecklicher nicht hätten sein können, verfolgt von tausend Häschern, die ihren Tod wollten, bedroht von allem, was Menschen an Bösem erwarten kann, einer ungewissen Zukunft entgegengehend, fühlten sie sich geborgener und sicherer als je zuvor. Ohne es sich im Geiste einzugestehen, erkannten sie im Herzen, dass es nicht das Ziel ihrer Reise war, das sie beglücken würde, sondern dass es die Reise selbst war, dieses an Wahnsinn grenzende Unternehmen, das ihnen das lang Ersehnte bescherte. Es wartete nicht irgendwo anders, an einem nahen oder fernen Morgen auf sie, es war jetzt und hier da, in diesem Augenblick der Ewigkeit, den sie gemeinsam erlebten.

 

Aus dem Roman 'Tanz der Vexiere'


Das Schicksal und die Vorsehung sind Meister des Guten wie des Bösen. Sie spielen alle Noten auf der Klaviatur des Instruments, das das irdische Dasein mit der Musik der Liebe und des Hasses begleitet. 

Aus dem Roman 'Die Akte Eisenstadt'


Ihre Religion war die Selbstsucht, ihr Gott die Physik, ihre Bibel das Schachspiel und ihre Festfreude der Sadismus.

 

Dichtung und Wahrheit verschmelzen in diesem Roman zu einem literarischen Leckerbissen.

 

Aus dem Roman 'Mischa Turow - oder die mörderische Suche nach Liebe'


Die Welt ist verrückt, das Verrückteste  daran aber ist, sie so zu beschreiben, dass man nicht selbst verrückt dabei wird.

Aus dem Vorwort zum Roman 'Mischa Turow '


Ein Tropfen seines Wissens füllte den Ozean aus, sein Urteil glich dem Salomons, sein Rat vermochte böses Schicksal zu gutem zu wenden.

Aus 'Jüdische Erzählungen'


Erst wenn man dem Tod ins Auge sieht, lernt man den Wert des Lebens kennen.
Aus 'Jüdische Liebesgeschichten'


Gerade das Unerklärliche macht den Reiz des Besonderen aus.

Aus dem Roman 'Ewige Jugend'


Die Rede ist vom Sandmann, der einzigen Form des Lebens auf der Erde, die die Natur nicht fürchtet und den Tod nicht kennt.

Aus 'Der Sandmann'


Was doch Fremde so alles bewirken können und wie rasch das gehen kann, nicht wahr, in Schattwil und anderswo zwischen Schaffhausen und Mendrisio, allgemein als die Schweiz bekannt.

Aus 'Geschichten aus Schattwil'


Er sprach so leise, dass jeder ihn hören konnte, viel besser, als wenn er laut geschrien hätte. Seine Stimme war wie das schwache Licht einer Kerze, die jede Stelle besser beleuchtet, als es eine helle Lampe gekonnt hätte.

Aus der Erzählung 'Eingeschrieben ins Buch des Lebens'


Ein gutes Buch bildet die Wirklichkeit ab, die sichtbare wie die unsichtbare. Wer den Dreck unter den Teppich kehrt, ist den Glanz nicht wert, in dem er sich sonnt. 

Aus der Korrespondent mit der Übersetzerin Ramey Rieger


Gegen Voreingenommenheit ist kein Kraut gewachsen, auch nicht das der Wahrheit. 

Aus der Korrespondenz mit dem Schweizer Fernsehen


Echte Probleme sind da, um gelöst zu werden, unechte, um sich von ihnen zu lösen.

 

Israel ist eine Notwendigkeit, nicht nur für die Juden, auch für die Menschlichkeit.

 

Beim Betrachten der Dinge muss man mit dem Verstand sehen und mit dem Herzen urteilen. Nur so kann man den Balken wegräumen, der die Sicht versperrt.

 

Die Menschen können zwischen Gut und Böse wählen. Entscheiden sie sich fürs Böse, so schieben sie die Schuld Gott zu - wählen sie das Gute, so denken sie nicht an Gott. Gott aber denkt an sie.

 

Mahner in der Wüste sind rar und einsam. Ihre Mahnungen sollten sich gerade die zu Herzen nehmen, die nicht auf sie hören wollen.

 

Beim Witz hört der Spass auf, denn nichts ist ernster als Humor, wenn das Lachen vergeht.

 

Lieder kaufen viele Leser Namen, nicht Bücher. Harry Potter ist der beste Beweis dafür. Ich schätze Fantasie nur dann, wenn sie mit den Naturgesetzen in Einklang steht. In diesem Sinn ist der liebe Gott das fantasievollste aller Wesen.

 

Welch schrecklicher Gedanke - die Grossmeister rausschneiden, Sie sind doch keine Blinddärme!

 

In meinem Buch 'Wiener Geschäfte' steht alles drin. Lies es aber bitte nicht, sonst sprichst Du kein Wort mehr mit mir.

Denk ans Gestern, lebe das Heute und freu dich aufs Morgen!

 

Von alleine rollt kein Rad den Berg hinauf!

 

Aus der Korrespondenz mit Dr. Nora Pester, Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin und Leipzig


Wenn ich mir so anschaue, was an Quark und löchrigem Schweizerkäse so alles publiziert wurde, da ist die Mischa Turow doch ein feiner Camembert!

 

Ich glaube, mit den Lektoren ist es wie mit den Italienern:  Drei haben vier Meinungen.

Sieh mal, was die Leute am Bahnhof oder am Flughafen in der Eile vom Regal nehmen. Fastfood ist auch im Buchhandel ein Renner!

 

Aus der Korrespondenz mit dem Lektor Rainer Vollmar.


Mir gefällt Dein Zigeunerleben!

 

Italien inspiriert mich, besonders die Atmosphäre im Hotel in Milano Marittima, in dem ich vor drei Jahren wieder zu schreiben begonnen habe. Seither sitze ich jeden Sommer von Mitternacht bis gegen drei oder vier Uhr morgens an einem einsamen Tisch hoch oben über der Hotelhalle und versuche, das Rauschen des Meeres, die Töne dessen, was ich am Tag erlebt habe und die Klänge der Ideen, die mir durch den Kopf gehen, zur Melodie meiner Geschichten zu machen. Allein der Leser entscheidet, ob mein Werk eine Symphonie oder eine Kakophonie geworden ist.

 

Wie in den Jahren zuvor hat mich auch in diesem Sommer in Italien die Muse Kalliope geküsst.

 

Geduld ist oft das Hobby derer, die nichts zu sagen haben. Nur Ungeduld bringt die Welt voran.

 

Aus der Korrespondenz mit dem Literaturagenten Urs Heinz Aerni.


Meine Grossmuter Ettie Feige Günsberg und meine Tanten Herta und Rita Günsberg wurden am 2.6.1942 in den Wald bei Maly Trostinec deportiert und dort auf schlimmste Weise von einer SS-Einsatzgruppe ermordet. Ich bin Autor und schreibe Bücher über diese Zeit.

 

Wie man bei uns sagt: Gott ist der Richter in Ewigkeit. Das Leben in dieser Welt ist eine Prüfung. Nur wer sie besteht, erlebt das wahre Glück. Möge uns allen diese Erkenntnis Trost und Ansporn sein.

 

Aus der Korrespondenz mit Waltraud Barton, die Gedenkreisen nach Maly Trostinec organisiert, zu denen auch der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer mitgekommen ist.


Abgesang auf die Menschheit

Eine Moritat

 

Es war einmal ein Denkerwesen,

das ist schon lange her gewesen.

Man nannte es das Menschenkind,

es dachte schneller als der Wind.

Sein Geist beherrschte die Natur,

des Wissens höchste Höhen es befuhr.

Es fühlte sich als Herrscher des Planeten

mit Maschinen, Waffen und Geräten.

Doch alles hat einmal ein Ende,

die Pfaffen brachten bald die Wende.

Schwarzgekleidet, bärtig, hochgereckt

hatten sie des Teufels Wort entdeckt.

Menschen, bringt Euch um, befahlen sie,

macht es wie das böse Federvieh.

Hackt und keift und sticht und tobt,

dann seid Ihr wie Dämonen hochgelobt!

Die Erde bald darauf war leer und tot,

nichts als Elend herrschte, Graus und Not.

Es gab nicht mehr das Denkerwesen,

es war, als wär es nie gewesen.


Die Welt ist zu verrückt, um ernst genommen zu werden und zu bösartig, um nicht ernst genommen zu werden.

Aus der Korrespondenz mit dem deutschen Literaturpodium.


Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass man lieben muss, was man hasst, um darin Erfolg zu haben.

Aus der Korrespondenz mit der französischen Filmemacherin Louise Maurin


1900 Jahre sind genug! Der Zionismus ist unabdingbar für das Überleben der Juden.

Aus der Korrespondenz mit Jean-Pierre Romy, Architekt und Bildhauer


Ein Übersetzer muss nicht günstig, sondern gut sein.

Aus der Korrespondenz mit Jeremie Attali, französischer Filmemacher


Stirb Sie nicht schon vor Angst und Schrecken, wenn Du 'Die Akte Eisenstadt' zu lesen beginnst, sondern halte bis zum Schluss durch! Es lohnt sich, Du wirst sehen.

Aus der Korrespondenz mit dem schweizerisch-kanadischen Filmemacher Dan Wechsler.


Es gibt nur zwei Kategorien Bonmots: Dumme und gescheite. In die erste gehört 'Wenn es regnet, wird man nass. In die zweite 'Nass wird man, wenn es regnet.'

 

Aus der Korrespondenz mit Joël Günsberg


99 % der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Nichtjuden. Die kaufen Bücher über Amerikaner, Chinesen und Spanier. Warum sollten sie keine über Juden kaufen?

 

Aus der Korrespondenz mit Werner Ost, Edition Faust, Frankfurt am Main


Das bedeutete nichts anderes, als dass die Geschichte, die sich der Proband vor dem Einschlafen vorgestellt hatte, im Schlaf nahtlos weiterging.

 

Der Schlaf verlor seine heilende Wirkung, verlängerte den Menschen die Leiden des Alltags und bescherte der Welt ein Zeitalter neuer Schrecken, ganz anders als Max Erdheim es sich vorgestellt hatte.

 

Aus dem Romanfragment 'Die Traumfabrik'


Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie mir gesund, um es mit Karl Farkas zu sagen!

Aus der Satire 'Der Mischmosch'


Jiddische Poesie:

 

Pessach

 

Es singen Jidl in de Stibl,

spiln nischt ka Fidl.

Jajin trinken se in Kojsses

essen Mazzes und Charojsses.

 

Ma nischtane halejla hase -

Wus isch anders in diese Nacht -

mikol halelois?

vin alle andere Nechten?

 

Vier Kasches fregt dus Jingele.

Verentwort se de Tate,

erzejlt vin de hagoide

wie stejt geschribn asojde:

 

Vin Mizrjaim sind wir geworn errettet,

von dem Ebischten ihm selbst

nischt ka maloch hot er geschickt

und nischt ka seraph.

 

Far dus soll wissen jeder Jid,

as wenn er seijt a Sach mit Zores,

soll er nischt schickn ka Schaliach

soll gejn er selbst und helfn!

 

Dus is de Mitzwe vin Pessach

wus gelt nischt nur in diese Tugn -

ober all das Lejbn lang

bis zi Moschiachs Zejtn!

 

Wer eine deutsche Übersetzung und Erklärungen zum Sinn des jüdischen Osterfestes will, schreibt mir ein E-mail.


Be yourself and don’t forget the others.

 

Write for yourself, not for the readers.

 

Get back the lost readers by stopping to publish boring books!

 

Only who tries the impossible, will make ut happen.

 

Get back the lost readers by stopping to publish boring books!

 

Aus der Korrespondez mit Stevan Nikolic, Adelaide Books New York


Wer in der Dunkelheit lebt, weiss nichts von Helligkeit, kann nicht erahnen, was er ermangelt, welch Glanz ihm fehlt.

 

Gib dem Staat, was des Staates ist, Gott, was Gottes ist und mir den Rest. Würden alle sich an ihn halten, gäbe es weder Kriege noch Wirtschaftskrisen.

 

Judentum ist viel mehr als nur Religion. Es ist Aufgabe und Verpflichtung, Leid, Geschichte und Zukunft, vor allem aber das Beben im tiefsten Grund der Seele, wenn die Gedanken nach Zion und Jerusalem schweifen.

 

Was wäre eine jüdische Familie ohne die jüdische Religion? Ein Fisch ohne Wasser oder eine Blume ohne Sonne.

 

Aus dem Sammelband 'Jüdische Feiertagsgeschichten'


A Mejdele fejn

 

Ich ho getracht fin a Mejdele fejn,

alls in Lejbn is si mir gewejn.

Tog und Nacht hob ich gechalischt far ir.

Nischt kejn ander Gedenk is gewejn in mir.

 

Tam hot si gehat in Chejn

a jeder is si mir mekane gewejn.

Ich ho gehalt ihr Hant amol

mein Harz hot geschlogn gadol!

 

Mit Mechaje bin ich geloifn

zi si nemen gejn die Ringen koifn,

aber wos hab ich gesejn?

Mit man chawer is si in Balones gewejn!

 

So hot geent die ganze Sach

gehot hob ich nor Zores in Harzenbrach.

Geschrieben 1969 nach einem wahren Erlebnis